
Eines vorweg:
Ich habe absolut gar nix gegen Veganer, Vegetarier, Flexitarier… und wie sie alle so heißen. Ganz im Gegenteil bin auch ich sehr wohl der Meinung, dass wir gerade was unsere Ernährung im Besonderen und das Konsumverhalten im Allgemeinen betrifft, endlich mal alle aufwachen sollten! SO kann es definitiv nicht weitergehen.
Aber ich habe sehr wohl etwas gegen „militante“ Veganer/Ökos & Co.
Militant beschreibt hier grundsätzlich Menschen, deren Überzeugung nicht nur daraus besteht, sich auf eine bestimmte Art und Weise zu ernähren, bzw. zu leben sondern auch gleich alles was nicht bei drei auf den Bäumen sitzt gleichsam missionieren zu wollen. DAS geht mal gar nicht. Schließlich gibt es im Regelfall immer mehr als eine Seite und so ganz nebenbei ist der eigene Weg selten der absolut perfekte und einzig gangbare Weg. Mal ganz abgesehen von Dingen wie Respekt und Toleranz…
Soweit, so gut.
Aber was zum Henker meine ich nun mit der „veganen Lüge“?
Ich behaupte absolut nicht, dass Veganer und Co. lügen würden. Zumindest auch nicht mehr oder weniger als jeder normal-begabte Mensch auch. Noch sage ich, dass man uns einen Bären aufbinden will – sieht man mal von der Industrie ab, die ja ganz offensichtlich auch endlich einen Narren an veganen und vegetarischen Produkten gefressen hat. Zu meist zu echt stolzen Preisen.
Aber ist es nicht so, dass die meisten doch gerade auch mit solchen Dingen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Schonung der Ressourcen argumentieren? Hehre Ziele, edle Gesinnung… wenn es denn klappen würde. Genau das tut es aber oft genug nicht – wenn auch unabsichtlich.
Ich nehme mal zwei, eigentlich recht offenkundige, Beispiele zur Hand um meine Gedanken zu verdeutlichen:
a) Die tolle Avocado
b) Das/die leckere Kokosnussöl/-Milch
Zumindest ich kenne keinen Veganer, der beides nicht sehr gerne mag. Aus den verschiedensten Gründen, nicht zuletzt auch, weil es pflanzliche Fettquellen sind usw. ABER:
Beispiel Avocado:
- Die drei größten Produzenten derzeit sind:
- Mexiko
- DomRep
- Peru
- Für 1Kg Avocado wird im weltweiten Durchschnitt ca. 1000l Wasser verbraucht – zum Vergleich: 1Kg Tomaten brauchen ca. 180l Wasser
Mit jeder Avocado, die ich verputze, sieht dann aber meine eigene ökologische Bilanz nicht mehr all zu toll aus, oder? Das Teil verbraucht Unmengen an Wasser und muss dann auch noch gekühlt (konstant 6°C!) über den halben Erdball gekarrt werden, damit ich sie überhaupt kaufen kann. Mir wäre jedenfalls nicht bekannt, dass in Deutschland oder wenigstens Europa irgendwo einigermaßen vernünftig Avocados gedeihen würden – und das bitte auch so, dass dabei nicht gleich ganze Flüsse austrocknen, wie in Chile bereits geschehen.
Beispiel Kokosnuss:
Auch sie wächst mal so gar nicht in unseren Breitengraden. Auch sie muss erst mal, egal ob unverarbeitet oder verarbeitet, herangekarrt werden. Und so ganz nebenbei, was viele gar nicht wissen und was doch eigentlich gerade Veganer so richtig auf die Palme bringen müsste – blödes Wortspiel, ich weiß – werden in Thailand, Malaysia und Indonesien oft auch dressierte Makaken, also Affen, zur Ernte eingesetzt. Ein gut dressierte Makake steht dem Wert eines Arbeitselefanten meist in nichts nach.
…und wenn man mal genauer nachforscht…
Quinoa? Amaranth? Anbaugebiete derzeit zumeist in Ecuador, Bolivien und Peru.
Rote Linsen? Anbaugebiete derzeit meist Kanada, Indien, Türkei (die drei größten Anbauer).
Kichererbsen? Östlicher Mittelmeerraum und Zentralsien
… usw. usf.
Keine Frage: Es ist schon enorm, was da an Lebensmitteln quer über den Globus und zurück gekarrt wird. Lange nicht alles kommt übers Wasser geschippert, was schon genug an Energie kostet. Sehr vieles kommt mittlerweile auch ganz selbstverständlich per Flieger zu uns.
Ja natürlich ist mir klar, dass ein Veganer andere Ansprüche an sein Essen haben muss um den Körper auch gut zu versorgen. Aber ganz ehrlich: Mir, die ich generell nur wenig Fleisch esse, ansonsten lieber zum guten alten Apfel greife, ein ausgesprochenes Faible für den heimischen Feldsalat und der Tomate aus dem eigenen Blumenkasten habe, mit einer miserablen Ökobilanz zu kommen und ich würde eine Mitschuld an der Massentierhaltung und Energieverschwendung und Klima-Erwärmung tragen… erm… hallo?
Bleiben wir doch bitte mal bei der Wahrheit:
Es ist völlig egal wie ich mich ernähre. Solange ich auf Exoten zurückgreife, regionale Produkte mich wenig interessieren oder ich den Apfel, der nicht Hochglanz gewachst im Regal liegt, verschmähe und ich mir auch sonst nur wenig Kopf darum mache wie weit mein Reiskorn schon gereist ist – solange tragen wir alle immer eine Teilschuld. Veganer, Vegetarier, Flexitarier… oder eben ich Omnivore.
Es gibt nicht den einen ultimativ-richtigen Weg außer diesem: Die goldene Mitte suchen, finden und treu bleiben. Dieser Weg sieht bei jedem eben anders aus. Solange das Ziel das Gleiche ist, ist es doch egal wie wir da hin kommen. Der Massentierhaltung kann ich auch anders begegnen: Weniger ist mehr und da kaufen, wo ich auch wirklich weiß, wo es herkommt. Z.B. direkt beim Erzeuger. Kostet mehr, japp. Aber in Deutschland sind die Preise sowieso alles andere als angemessen und fair. Aber das ist ein anderes Thema und lange auch nicht so einfach auseinander zu klamüsern, wie man denken mag.
Mir kam da übrigens unlängst folgender Spruch „in die Quere“:
Autor unbekannt
„Wäre die Welt vegan, wären wir dem Weltfrieden um einiges näher.“
Ich behaupte: Wäre die Welt vegan, würden wir schon mitten im dritten Weltkrieg stecken. Es gibt nicht genug Anbauflächen geschweige denn Wasser um die komplette Weltbevölkerung auf vegane Ernährung umzustellen. Der Kampf um die Ressourcen würde deutlich schneller eskalieren. Aber das ist nur meine, ganz persönliche Meinung.
Guten Hunger euch allen.
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