Tiere gab es in meinem Leben schon immer. Hunde, Katzen, Kaninchen, Schafe, Ziegen, Hühner und Tauben bei meinen Großeltern väterlicherseits, bei denen ich sehr oft und auch auf längere Zeiträume zu Besuch war. Mein Opa hat mir in der Hinsicht sehr viel beigebracht. Nicht nur über Hunde.
Dann gab es da noch Schnuffi, meinen Goldhamster und als meine Mom ein zweites Mal heiratete kamen zu meinem Haustier-Repertoire noch Pferde, ein Esel, Meerschweinchen, Schnappschildkröten, div. Singvogelarten und die Katzen meiner Mom dazu. Ich war quasi nie ohne ein Haustier.
Als ich irgendwann mal als erwachsen galt (ich weigere mich bis heute völlig erwachsen zu werden… *hust*) stolperte ich quasi über meinen ersten eigenen Hund: Trixie – ein Cotton de Tulear. Damals war ich beruflich noch mit dem LKW unterwegs, innerdeutsch wie international. Trixie begleitete mich vom ersten Tag an überall hin. Mich gab es nur noch mit dem weißen Wollknäuel oder gar nicht. Zuhause hatten wir noch zwei Katzen, eine Streunerin namens Jenny, die irgendwann geblieben war und eine kleine, sehr scheue und im früheren Leben misshandelte kleine Maus, die wir in einem Tierheim aufgelesen hatten. Eigentlich sollten wir da nur Futter abliefern… und mit Mausi kamen wir nach Hause.
Mausi schlief irgendwann im geschätzten Alter von ca. 15 Jahren in meinen Armen ein. Jenny, immer eine kleine Streunerin, wurde leider überfahren.
Trixie wurde nur 10 Jahre alt. Sie „erschnüffelte“ sich, wie so viele Fellnasen in dem Sommer in unserer Gegend, die Katzenseuche. Die ist bei den meisten Hunden leider tödlich. DAS tat richtig weh und ich kam sehr lange nicht richtig darüber hinweg. Es folgten die ersten zwei Jahre ohne ein Haustier… und im Rückblick waren sie verdammt einsam.
Dann traten Lucky und Birdy in unser Leben. Zwei Samtpfoten in Not.
Lucky war ein Ragdoll-Kater in Blue-Point von 2 Jahren und Birdy eine Norwegische Waldkatze in schwarz-gestromt mit weißen Abzeichen und 1 Jahr alt. Ihr Herrchen war plötzlich und recht jung verstorben. Das Frauchen und deren Tochter mussten das Haus verkaufen und fanden so schon nur schwer eine Wohnung, mit zwei Katzen schier unmöglich. Na ja… Vermieter halt.
Lucky bekam damals noch regelmäßig Medikamente, da er zu Harngries neigte. Birdy wollten viele gerne haben, Lucky war den Leuten aber wohl zu anstrengend. Habe ich nicht so ganz begriffen und für uns war eigentlich von vornherein klar, wenn dann natürlich beide. Wo eine Katze Platz hat, findet auch eine zweite locker Platz. Also rief ich in Freiburg an und ich redete immer von beiden. Irgendwann hakte das Frauchen nach. Es höre sich so an als ob wir beide aufnehmen wollten und ob es uns nichts ausmachen würde, dass der Kater nicht ganz so gesund wäre. Ich meinte nur, man reiße doch auch keine Geschwister auseinander nur weil eines krank sei. Damit war das Thema durch und wenige Tage später waren wir unterwegs nach Freiburg = rund 800 km einfache Fahrt.
Birdy wurde knapp 12 Jahre alt. Sie war leider immer ein bissel übergewichtig. So um die 1-2 kg. Die Folge ist dann oft frühzeitiges Leberversagen. Man hätte vielleicht noch blah und blubb… aber die Quälerei wollte ich ihr nicht zumuten. Ihr ging es so schon so schlecht und nur weil ich sie nicht gehen lassen wollte… konnte ich letztlich nicht. Die letzte Nacht verbrachten wir zu dritt auf der Couch. Lucky wich ihr kaum eine Sekunde von der Seite. Am nächsten Morgen ließen wir sie beim Tierarzt friedlich einschlafen.
Zurück blieben Lucky und ich. Nun waren wir nur noch zu zweit.
Lucky trauerte lange. Er brauchte gut 6 Monate, bis er wieder von sich aus anfing zu spielen. Ich überlegte zwischenzeitlich ob ich ihm vielleicht einen neuen Spielgefährten suchen sollte aber nach zwei Versuchen, auf die er extrem aggressiv reagierte, war das Thema keines mehr.
Was von seiner Trauer blieb war eine extreme Anhänglichkeit. Nun ja… Lucky war schon immer irgendwie mein Kater während Birdy eher auf meinen Mann fixiert gewesen war. Als es nun nur noch uns beide gab, mein Mann war ein gutes Jahr vor Birdy verstorben, rückten wir zwei noch enger zusammen.
Wenn ich von der Arbeit kam, saß er schon vor der Tür und wartete um mich auf seine ganz eigene Art zu begrüßen und durchkuscheln zu lassen. Er war mir Halt, Seelentröster, Spielkamerad…
…und dann erwischte ihn der Krebs. Seine Zeit lief ab und ich könnte schwören, er wusste es. Er wurde noch anhänglicher, klagte nie wirklich obwohl er zuletzt wirklich arge Schmerzen gehabt haben musste. Es kam der Punkt wo die Tierärztin mich vor die Wahl stellen musste: Weiter therapieren, obwohl die Metastasen mittlerweile im ganzen Körper zu finden waren oder ihn friedlich gehen lassen, solange er noch kuscheln und Streicheleinheiten genießen konnte. Was für eine Frage! Man will es nicht, alles in einem Schreit Nein … aber gerade weil man seinen Seelenfreund so liebt findet man schließlich doch irgendwo die Kraft ihn gehen zu lassen, ohne weitere Schmerzen leiden zu müssen.
Lucky wurde fast 16 Jahre alt. Er ging im Herbst 2016 über die Regenbogenbrücke.
Als ich an diesem Abend nach Hause kam, fühlte sich wirklich alles falsch an. Die Wohnung war einfach nur noch unglaublich still, leer und irgendwie kalt. Weihnachten war gruselig wie noch nie…
…und eigentlich hatte ich erst Mal die Nase voll von Fellnasen und Samtpfoten, die ich letztlich gehen lassen muss, allein zurückblieb. Dachte ich zumindest. Aber der Mensch ist ja sowieso super darin, sich selbst zu belügen…
…und das Schicksal lässt sich weder belügen noch ins Handwerk pfuschen.
Es dauerte einige Monate, da ging mir die Leere und Stille gewaltig auf den Zeiger. Na ja… vielleicht wenn ich die Umschulung durch habe und mein Leben wieder in festen Bahnen läuft. So Herbst oder Anfang kommenden Jahres (2019)… Vielleicht sogar wieder eine kleine Fellnase. Ich vermisste Trixie noch immer sehr. Außerdem machte spazieren gehen in Gesellschaft von 4 Pfoten sehr viel mehr Spaß. Außerdem würde mich so eine Fellnase überhaupt dazu motivieren, um nicht zu sagen zwingen, wieder mehr raus zu gehen. Hatte ich mich doch mittlerweile sehr vergraben.
Ich war noch mitten in meinen Grübeleien ob überhaupt und wenn was und wann, da kreuzte Dandy meinen Weg. Gerade mal knapp eine Woche alt und es war nur ein Bild zusammen mit seinen Geschwistern aber … keine Ahnung. Ich wusste sofort: Das kleine Fellknäuel, von dem ich noch nicht mal wusste ob es nun ein Er oder eine Sie ist, gehört zu mir.
Wie kann man nur von einem Bild… egal. Das musste geklärt werden. Also Kontakt herstellen, uuuhh… es ist ein Er, okaayy… und hinfahren. Tja… und dann war binnen der ersten Sekunde klar: Mein Bauchgefühl hatte mal wieder recht gehabt. Dandys Geschwisterchen waren auch supersüß aber es gab nie einen Zweifel darüber, dass er und ich zusammen gehören.
…und den Namen durfte ich auch aussuchen. Das war auch irgendwie kurios.
Ich hatte mittlerweile dutzende Bilder von dem kleinen Mann. Eines Morgens stellte ich den blöden Wecker ab, betrachtete die zwei Bilder, die mittlerweile auf meinem Nachttisch standen und wusste plötzlich, wie Junior heißen würde. Er war irgendwie ein bisschen anders als die Anderen. Er war ein echter kleiner Dandy:
Im Gegensatz zum Macaroni, der die Mode der südlichen Länder nachzuahmen versucht, zum Beau oder zum deutschen Pendant, dem Stutzer, verabscheut der britische Dandy alles Grelle, Laute, Parfümierte. Er ist gelegentlich ein Snob. Er kultiviert seine Kleidung, sein Auftreten, auch Witz und Bonmot. Die originelle, aber jederzeit passende, elegante Kleidung zum Sport (Zeitvertreib), kombiniert mit den formvollendeten Manieren eines Gentlemans, wird zum einzigen Lebenszweck erhoben. Die Niederungen anstrengender Erwerbsarbeit passen hingegen nicht zum großstädtischen, blasierten, echten Dandy.
(aus wikipedia.org)
…und somit war der Name auch keine Frage mehr.
Seit dem 15. Juli 2017 krempelt der kleine Mann mit viel Herz, Kuscheleinheiten und Köpfchen mein Leben um. Gelegentlich strapaziert er auch mal meine Nerven gehörig aber vor allem ist er ein kleiner Sonnenschein. Freundlich, aber genau abwägend wem er sein Herz schenkt.
Es herrscht wieder einfach nur Lebensfreude und Liebe in meinen 4 Wänden. Kuscheln und Spielen.
Ich brauche einfach meine Fellnasen um heilen und den Wert des Lebens wieder wertschätzen zu können. Ein Leben ohne Fellnase ist einfach nur halb so lebenswert.