Das ist sie. Meine „kleine“ Lilith.
Rabenschwarz, 6 Meter lang, 2,10 Meter breit (ohne Spiegel) und rund 2,60 Meter hoch. Mit an Board: Anhängerkupplung, Kompressorkühlschrank, Dieselheizung und Solaranlage (200WP).
…und wie es dazu kam, das erzähle ich euch jetzt.
Alles begann eigentlich schon vor Jahrzehnten. Meine Eltern waren Camper und haben mir das Campergen quasi mit in die Wiege gelegt. Waren es bei meinen Eltern noch Zelt und bei meiner Mom später Wohnwagen, kam ich relativ schnell zu selbst ausgebauten „Vans“ als ich das elterliche Nest verlassen hatte. Als junger Mensch hat man eine Menge in der Birne aber eher selten das passende Kleingeld dazu auf dem Konto. Also sucht man Alternativen und so baute ich vor ca. 30 Jahren den ersten Bus zum Mini-Womo um. Fragt erst gar nicht. Es war zwar nicht die reine Katastrophe aber damals gab es lange nicht die Auswahl an Materialien, die man heute so zur Verfügung hat. Ich kenne also so Unwägbarkeiten wie Schimmelbildung, Roststellen an den schier unmöglichsten Stellen, Kurzschlüsse und den ungewollten Swimmingpool vor dem Bett und noch viele kleine und große Katastrophen quasi aus dem FF.
Mittlerweile habe ich 4 eigene Busse ausgebaut, einen für meine Brüder und bei ungezählten tatkräftig geholfen. Ich habe einige Jahre in meinen Bussen gelebt und ich möchte keine Sekunde dieser Zeiten missen.
…und dann war plötzlich erst Mal Schluss mit lustig. Das Leben spielt nach seinen eigenen Spielregeln und manche landen wortwörtlich in der Gosse. Ein Leben unter der berüchtigten Brücke schien erst Mal meine Endstation zu werden. Ich bin aber anscheinend einfach zu stur, auch wenn ich mich gelegentlich von den schwarzen Löchern des Lebens tiefer in den Abgrund ziehen lassen, als es nötig wäre. Man braucht so seine Zeit, bis man wieder Tritt fast und sich auf den Weg nach oben machen kann. Wichtig ist wohl nur, DASS man seinen Tritt findet, helfende Hände auch mal annimmt. Alles kann wieder gut werden, man muss es nur auch zulassen können.
Irgendwann kam dann auch wieder die Zeit, in der ich ernsthaft darüber nachzudenken begann mir wieder ein rollendes Schneckenhaus anzuschaffen oder zumindest einen Wohnwagen. Es sollten noch über 9 Jahre vergehen, bis ich überhaupt mal sowas wie Licht am Ende des Tunnels zu sehen bekam und die ganze Sache konkrete Formen annehmen durfte.
Zwischenzeitlich hatte ich gesundheitlich einige Problemchen zu bewältigen und nun stellte sich die Frage ob ich so einen Selbstausbau überhaupt noch schaffen würde. Zumal ich ja seit dem Tod meines Mannes weitestgehend auf mich selbst gestellt bin. Gute 2 Jahre haderte ich, während ich auf die letzten Gelder für meinen Traum wartete.
…und dann fand ich Lilith…
Oh nein… sie passte offensichtlich mal so gar nicht ins geplante Budget. Sie ist ein sogenannter „Van von der Stange“, was mir auch nicht so ganz schmecken wollte… aber irgendwie hatte die Kleine es mir angetan. Sie hatte bis auf zwei Kleinigkeiten alles was ich wollte. Sie brachte noch schicke Gimmicks mit, die ich toll fand aber eigentlich nie wirklich in Betracht gezogen hatte auf Grund der Zusatzkosten. Sie war eigentlich einfach nur perfekt für mich.
Das war Mitte/Ende Juni 2019.
Zu dieser Zeit boomte, wie schon die letzten 2-3 Jahre vorher, der Wohnmobilmarkt immer noch gewaltig und so wie ich das abschätzte, würde die Kleine wohl schneller weg sein bevor ich auch nur die Chance einer Anfrage haben würde. Trotzdem legte ich sie mir auf „merken“ im Mobile-Portal und schaute mich brav weiter um.
Es kamen und gingen viele Kastenwagen in meiner Merkliste. Sowohl „fertige“ als auch zum selber Ausbauen. Lilith blieb. Kapierte ich nicht. Wo lag der Haken? Da musste doch ein Haken dran sein…
Es wurde Juli, es wurde August… Lilith blieb.
Mitte August kamen die Dinge endlich richtig in Bewegung. Das Ende meines Sparens und Wartens kam nun definitiv in Sicht. Ein erstes Datum begann sich heraus zu kristallisieren. Wow! Ich konnte es gar nicht glauben. Es war irgendwie surreal. Mitte September vielleicht. Naaa… wohl eher Anfang Oktober?
Es wurde September. Lilith blieb mir immer noch treu.
In der zweiten Septemberwoche wurde es dann auch endlich amtlich: Anfang Oktober würde ich alles zusammen haben und könnte beginnen meine kleineren und größeren Träume in die Realität zu versetzen.
…und dann war es soweit! Am 2. Oktober konnte ich endlich loslegen. Schulden bezahlen. Viele Dinge endgültig klären, die einer Klärung bedurften…
…und Lilith war mir immer noch treu in meiner Merkliste geblieben. Also gut! Sie hatte gewartet also ging ich nun daran zu prüfen wo der vermeintliche Haken lag und ob ich sie doch noch irgendwie in mein Budget kriegen könnte.
Mit der tollen Hilfe von Tobias Hindl, allgemein besser bekannt als CamperTobi, kam ich dem Rätsel sehr schnell auf die Spur und das letzte Wunder eines bis dahin eher völlig verkorksten Jahres begann seinen Lauf zu nehmen.
Der Haken war gar keiner. Zumindest für mich war und ist es keiner.
Lilith ist quasi ein Vorführwagen. Heißt: Sie ist eigentlich BJ 2017, MJ (Modelljahr) 2018. Heißt also, sie stand gute 2 Jahre nur rum.
Dieselheizung ist auch nicht jedermanns Ding und obendrein hat sie ein sogenanntes Low-Bed. Heißt: Das Bett ist sozusagen „tiefer gelegt“ als sonst üblich und als Folge dessen hat man einen kleineren „Keller“ im Heck und es passen dann eben „nur“ 2 x 5Kg Gasflaschen in den Gaskasten.
Perfekt! Für mich, die ich ja nur 154 cm groß bin, einfach nur perfekt! Ich brauche keine Trittstufe oder so ein Gedöns um in mein Bettchen zu kommen. Mit Dieselheizung und Kompressorkühlschrank kratzen mich die kleineren Gasflaschen auch nicht. Ich brauche nicht mal zwei. Mir reichen 5Kg völlig aus. Schließlich wird mit Gas nur gekocht.
Blieb noch die Frage des Budgets.
Ich sage es mal so: Ich musste ca. 1000 Euro über mein gesetztes Budget gehen. Dafür bekam ich dann aber noch Anhängerkupplung, Solaranlage, kleinen Sinuswechselrichter (900W), Radio und Außendusche mit dazu.
25. Oktober 2019:
Ich unterschrieb den Kaufvertrag bei Ja-Reisemobile in Röttenbach. Ohne bis dahin auch nur einen Fuß in Lilith gesetzt zu haben. Das hat Tobi für mich dankenswerterweise getan (und das Ganze auch in einem kleinen Filmchen festgehalten).
9. Dezember 2019:
Lilith bekam ihre offizielle Zulassung. Die Lady bei der Zulassungsstelle tat mir ein wenig leid. Erster Tag und dann gleich so ein etwas komplizierterer Fall wie ein WoMo mit Zulassungssondergenehmigung vom Kraftfahrbundesamt. Fahrzeuge müssen nämlich eigentlich innerhalb der ersten 24 Monate nach Herstellung zugelassen werden. Danach braucht es eine Sondergenehmigung. Die hatte mir Ja-Reisemobile aber glücklicherweise gleich mitgeschickt.
11. Dezember 2019:
Es ist surreal, unfassbar, aufregend und auch so ein klein bisschen beängstigend. Was zur Hölle hast du dir eigentlich dabei gedacht? o.O
500km Anfahrt, fast noch verfahren aber trotzdem noch pünktlich eingetroffen…. und da steht sie nun!
Rabenschwarz, mit roter Schleife und sie gehört ehrlich mir? Ich kann es kaum fassen.
…und ganz zum Schluss, als man mir die Schlüssel in die Hand drückt… da kann ich dann doch nicht mehr anders und es laufen ein paar Tränchen puren Glücks… Die Mr. Großohr, sprich Dandy, natürlich sofort beseitigen muss. Tränen bei Frauchen, DASS geht mal gar nicht!
Die zwei Kleinigkeiten, auf die ich quasi verzichten musste… na… eigentlich sind es nur anderthalb.
Ich hatte mir eigentlich immer Rahmenfenster gewünscht. Aus diversen Gründen, die sich aber allesamt bis auf die Optik, in Luft aufgelöst haben. Jetzt im Nachhinein bin ich eigentlich happy mit den aufgesetzten Fenstern. Die haben nämlich durchaus auch ihre Vorteile. Z.B. sind sie oft deutlich größer als die ersten Rahmenfenster.
Zweitens wollte ich eigentlich immer ein sog. Maxi-Chassis. Größere Bremsen, robusterer Rahmen blubb. Das wären dann rund 40kg mehr in der Grundmasse gewesen. Jetzt ist Lilith aber sowieso schon „nur“ ein 6-Meter-Wagen und damit generell ein wenig leichter, hat wegen der Bauweise hinten einen kleineren Frischwasser-Tank und die kleineren Gasflaschen. Gewicht, dass ich anderweitig nutzen kann. Das zum Einen. Zum Anderen ist sie zwar nun schon auf 3,5to aufgelastet, könnte aber im Bedarfsfall durch diverse kleinere Umbauten am Fahrgestell noch mal aufgelastet werden. Zwar nicht über 4to, wie das Maxi-Chassis aber hey… ich kriege sie bisher nicht mal so ausgelastet. Also nur ein halber Punkt, der mich zudem absolut gar nicht stört.
Tja… ich habe sie also im Grunde gefunden. Meine ganz persönliche „eierlegende Wollmilchsau“. Weniger Kompromisse eingehen müssen, geht fast gar nicht. Ich bin einfach nur happy, es gewagt zu haben.
…und wie es mit Lilith und der LilPaws-Crew weiter geht, all das könnt ihr hier im Blog nachlesen.
Allzeit knitterfreie Fahrt euch allen, egal mit welchem Gefährt!
Bleibt gesund!